Begegnung
Wir sprachen über alles Mögliche
über Dichter die wir einmal kannten
darüber wie teuer alles geworden sei
und dass die Katze einer Bekannten
verschwand schon seit Tagen gab es
keinen Beweis mehr ihrer Existenz nur
in ihren Träumen erschien sie oft
aber immer so als gehöre sie jemand
anderem ein schwacher Trost wie wir
fanden und dir fiel die Geschichte
eines Freundes ein zu kompliziert um
sie zu erzählen so ging es hin und her
rätselhaft war dieses Beieinanderstehen
zufällig und vergeblich bis dann hörte
ich mich am Ende sagen ja bis dann und
wir gingen unserer Wege und ich weiß
dass ich dachte und warum auch immer:
die letzte Fahrt mit der Kutsche gehört dir
August
Am Ende bricht es mir das Herz
zu wissen du wartest in einer Stadt
auf mich die ich nicht kenne weil du
mich nicht kennst dein Hund ist ein
Trinker er hat dieses seltsame Licht
in den Augen bei Robespierre war
es ähnlich mon dieu sei auf der Hut
in Unterhosen stehe ich vorm Spiegel
Jahre entfernt von deiner Zuneigung
und hinter dem Spiegel August Monat
des müden Lichts der Gerüche und
Abschiede neuerdings lese ich Gedichte
von ihrem Ende her eine Art Gymnastik
die mir die Zunge lösen soll dann
spreche ich von dir in der Hoffnung du
würdest mich hören in dieser Stadt in
einem Haus das es nicht gibt umrankt von
Rosen bewacht von Spielzeugsoldaten
und einem betrunkenen Hund
der jeden liebt nur nicht sich selbst
Eines Tages
Alles fällt auf uns zurück
eines Tages steht der Junge
den du einst verprügelt hast
vor dir in der Straßenbahn
er ist wie du jetzt um die
sechzig sein Haar dünn wie
deines überhaupt sieht er
dir ähnlich bewegt sich wie
du als er auf dich zukommt
geht vorbei steigt an der
nächsten Haltestelle aus
das war's du drehst dich
nach ihm um merkst dir
die Haltestelle und morgen
hast du sie vergessen
Geschichten
In jedem Leben gibt es einen Haken
an dem nichts Besonderes hängt
Großvaters Hut den er auf
seiner Hochzeit und nicht
mehr bei seiner Beerdigung trug
oder ein paar Rollschuhe
verrostet die Räder kaum
mehr zu bewegen ich kann
mich an das Geräusch erinnern
das sie machten auf
sommerlichem Asphalt
all die Sachen die zurück zeigen
auf etwas anderes immer weiter
am Ende steht da ein flennendes
Kind all das Gerümpel vor sich ein
riesiger Berg es weiß nicht wo anfangen
der Weg ist so weit und all die
Haken die bestückt werden müssen
und so eine blöde Geschichte
und so wurde sie immer erzählt
Schlafen
In den langsamen und stillen
Nächten gehört alles was du
siehst dir selbst das Flugzeug
am dunklen Himmel ist deines
mit all den Leuten darin den
einsamen und den geschäftigen
die versunken sind in Zeitschriften
und Romanen ihre Gesichter
werden zu deinem Gesicht und
wenn ihre Finger über die Seiten
streichen den Buchstaben folgen
wie Jäger dem Wild kannst
du es hören das Knacken der
Zweige den Atem der Flucht und
es ist Zeit schlafen zu gehen