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Begegnung

Wir sprachen über alles Mögliche
über Dichter die wir einmal kannten
darüber wie teuer alles geworden sei
und dass die Katze einer Bekannten
verschwand schon seit Tagen gab es
keinen Beweis mehr ihrer Existenz nur

in ihren Träumen erschien sie oft
aber immer so als gehöre sie jemand
anderem ein schwacher Trost wie wir
fanden und dir fiel die Geschichte
eines Freundes ein zu kompliziert um
sie zu erzählen so ging es hin und her

rätselhaft war dieses Beieinanderstehen
zufällig und vergeblich bis dann hörte
ich mich am Ende sagen ja bis dann und
wir gingen unserer Wege und ich weiß
dass ich dachte und warum auch immer:
die letzte Fahrt mit der Kutsche gehört dir

Gerüche

Hat Dunkelheit nicht einen
seltsamen Geruch frage ich
mich und frage auch dich wie
wir so durch die Nacht gehen
und du die du klüger bist als
ich sagst Dunkelheit riecht
wie das Licht das aus den
Fenstern ringsum auf uns
fällt und dieses Licht riecht

nach nichts was also ist dein
Problem gestern war noch
alles in Ordnung mit dir
und wir wollten für immer
zusammensein aber heute
mein Freund will ich mich
von dir verabschieden am
besten gleich hier dir fehlen
die Worte ich weiß bin ich

ein Schwein sag schon
dort kommt die Straßenbahn
versuch nicht mich zu halten
vielleicht winke ich noch aus
einem der Fenster leb wohl ach
ja die Dunkelheit ab jetzt ist sie
eine andere gut möglich
dass sie wirklich riecht nach
was das überlasse ich nun dir

November

Was einem so alles durch den Kopf
geht und plötzlich stehen bleibt wie
auf Kommando sich niederlässt und
beginnt es sich wohnlich zu machen

Wege anlegt Hütten zimmert und
überm Feuer das Abendessen kocht
um sich dann satt und zufrieden
schlafen zu legen das alles während

man im Bus sitzt aus dem
Fenster blickt und hin und wieder
verstohlen ein Mädchen betrachtet
das mit sich selbst spricht sich in die

Haare fasst seinen Kopf schüttelt bis
endlich die Schlafenden erwachen
das Feuer niedergebrannt ist und
ihnen die Kälte in die Knochen steigt

Oma

Oma war nicht glücklich obwohl
vielleicht doch in kleinen
Augenblicken die sie durchwanderte
mit festem Schritt am Ende

kommt alles im Magen zusammen
war ihre Devise das Glück das
Unglück eben alles und grobes Brot
sie entschlief sanft ein Engel hob sie

auf und ließ sie wie ein Papierflugzeug
segeln sie sträubte sich nicht flog durch
alle Wolken es gibt ein Foto davon
sie lächelte so war sie die Oma

Seance

Ein Löffel Gefühl für Tante Grete
und rühr gut um damit sie uns
erscheint und ich sie fragen kann
warum sie es so lange aushielt
mit einem Mann der sie behandelte
wie Dreck und sie wird lächeln
kennt man ja und mager wird sie
sein und bleich und ihre Hände
wird sie ringen und wie so oft die
Antwort schuldig bleiben gut
möglich dass sie heute gar nicht
kommt umsonst der ganze Blödsinn
das Starren an die Wand ob nicht ein
Schatten über die Tapete huscht
und jemand bleib doch ruft umsonst
der Silberglanz des Löffels der sie doch
locken soll und ganz umsonst der
Löffel selbst an dem vom Frühstück
noch ein Rest von Zucker klebt

Trick

Denkst du an mich wenn du
gerade nicht an mich denkst
das ist die Kunst ähnlich dem
Trick ein Kaninchen aus dem
Hut zu ziehen der gestern noch
unschuldig auf dem Kopf eines

Mannes saß auch das Kaninchen
war gestern noch woanders es
ist verwirrt ich bin es auch wenn
du nicht an mich denkst finde
ich nicht mehr zurück wer weiß
was alles geschieht ich treffe das

Kaninchen ich treffe den Mann
mit dem Hut an einer finsteren Ecke
der Stadt stehen wir uns gegenüber
der Mann zieht den Hut und das
Kaninchen hüpft hinein ohne zu
zögern beginne ich zu träumen